Dienstag, 27. September 2016

Darknet – das böse Internet

Gibt es außer dem Internet, das wir täglich nutzen, wirklich noch ein zweites, dunkles Internet, das Darknet? Oder ist das nur eine von den vielen Verschwörungstheorien, die derzeit im Umlauf sind?

Werkzeuge für gute und schlechte Absichten


Dass man fast alle Dinge auf der Welt für gute und für schlechte Taten benutzen kann, ist jedem klar. Dafür gibt es viele Beispiele. So kann man ein Auto benutzen, um Freunde zu besuchen oder in den Urlaub zu fahren. 

Und ein Notarztfahrzeug ist eigentlich ausschließlich dazu da, Menschen zu retten. Das ändert aber nichts daran, dass man sogar damit einen Menschen absichtlich töten kann, ohne jeden Grund und einfach so.

Mit dem Internet ist es im Ausgangspunkt nicht anders. Man kann hier Freundschaften pflegen, Informationen besorgen und beispielsweise Urlaubsziele aussuchen. Aber natürlich lassen sich auch mit dem Instrument „Internet“ Straftaten begehen.

yourIT Datenschutz - Darknet
yourIT Datenschutz - Darknet

Das „Tatmittel Internet“


Deutlich wird das etwa in den polizeilichen Kriminalstatistiken. Hier gibt es einen eigenen Bereich mit der Überschrift „Tatmittel Internet“. Niemand wird überrascht sein, dass dort Betrügereien auftauchen, die Kriminelle mithilfe des Internets begehen. 

Ein aktuelles Beispiel: Auf einer Webseite wird so getan, als hätte jemand eine Ferienwohnung anzubieten. Sobald er genügend Vorauszahlungen eingesammelt hat, ist die Webseite verschwunden. 

Die Ferienwohnung hat es natürlich in Wirklichkeit nie gegeben. Sogar die Bilder von der angeblichen Wohnung waren von anderen Webseiten gestohlen, das heißt von dort illegal kopiert.

Wirklich übel: das „echte Darknet“


Ärgerlich, manchmal auch schlimm für die Betrogenen. Aber solche Dinge hat es ohne das Internet auch früher schon gegeben. Das Internet macht solche Straftaten manchmal nur viel leichter. 

Das Darknet, also das ausschließlich dunkle Internet, muss aber etwas anderes sein, das ahnt man bei solchen Beispielen sofort. Und so ist es auch. Tatsächlich gibt es Bereiche im Internet, die ausschließlich kriminellen Zwecken dienen und mit denen ein Normalbürger nie zu tun hat. 

Dort geht es nur um Waffenhandel, Rauschgift und Schlimmeres. Über einen solchen Bereich des Internets haben sich zum Beispiel auch islamistische Attentäter Waffen besorgt.

Kein Zugang über normale Suchmaschinen


Wer sich nicht genau vorstellen kann, wie so etwas funktioniert, sollte einmal kurz darüber nachdenken, wie er eine Seite im Netz findet. Dazu ist eine Suchmaschine nötig, beispielsweise Google. Viele glauben, dass solche Suchmaschinen alles finden, was es im Netz gibt. 

So einfach ist es jedoch nicht. Eine Suchmaschine findet nur die Seiten, an die sie andocken kann. Und natürlich lässt sich eine Seite auch so programmieren und einrichten, dass dies nicht gelingt. Dann finden sie jedenfalls die gängigen Suchmaschinen nicht.

Zugangscodes und anonymisierte Kommunikation


Hier bietet sich dann ein Anknüpfungspunkt für kriminelle Aktivitäten. Eine Webseite wird so eingerichtet, dass sie nur jemand findet, der die genaue Adresse kennt und das macht die ganze Sache noch ein Stück perfekter der einen Zugangscode eingeben kann, nach dem die Seite fragt.

Die Adresse und den Zugangscode müssen die Beteiligten auf irgendeinem Weg vorher untereinander austauschen. Dafür bieten sich spezielle Seiten in sozialen Netzwerken an. Sie sind ebenfalls so ausgestaltet, dass man nicht „einfach so“ hineinkommt, sondern erst, wenn man auf Anfrage zugelassen wird.

Zusätzlich ist es denkbar, dass die Kommunikation über ein Netzwerk erfolgt, das Verbindungsdaten anonymisiert. Besonders das Netzwerk Tor wird in diesem Zusammenhang oft genannt.
Bedenken sollte man dabei, dass es für viele Menschen auf der Welt äußerst wichtig ist, nur über Netzwerke zu kommunizieren, in denen sie anonym bleiben können. 

Man denke etwa an Oppositionelle in Diktaturen. Solche Netzwerke sind also nicht automatisch böse oder gar kriminell. Sie lassen sich aber leicht in kriminelle Aktivitäten „einbauen“.

Unter Beobachtung des Bundeskriminalamts


All dies zeigt, dass man in das Darknet nicht einfach so durch Zufall hineingerät. Wer dort anzutreffen ist, will ganz bewusst dort sein und braucht einige Kenntnisse über die Funktionsweise des Internets.


Niemand muss also befürchten, beim Surfen versehentlich in den dunklen Teil des Internets hineinzugeraten. Ernst zu nehmen ist er aber trotzdem. Aus gutem Grund spielt das Darknet eine große Rolle im Bundeslagebild Cybercrime, das das Bundeskriminalamt (BKA) jedes Jahr veröffentlicht.